Aus der Geschichte von Altenschwand

Die Geschichte von Altenschwand basiert auf Ausführungen von Hans -Matt -Willmatt und Texten aus früheren Festschriften. Neufassung geschrieben von Alfons Kammerer.

Das Hotzenwald Dorf Altenschwand liegt als verstreute Siedlung, was auf seine Entstehung durch Rodung hinweist, am Fuße des 1020 m hohen Abhau. In den zur Gemeinde gehörenden Ortsteilen Rossau, Steinbühl, Rohr, Strick, Höhne, Bach und dem Ort Glashütten leben rund 600 Einwohner. Während Glashütten bereits im Jahre 1257 mit der Erwähnung von Berthold und Werner von Glashütten im Basler Urkundenbuch nachgeweisen ist, erscheint Altenschwand erst nach 1300 in einer Urkunde. 

Die Geschichte liegt jedoch noch Jahrhunderte zurück, denn wie alle anderen Schwand- und Reute Orte dürfte die Besiedlung bereits ab dem 7. Jahrhundert begonnen haben. Glashütten gründete sich aus einer Ansiedlung von Glasbläsern, die sich schon im frühen Mittelalter auf dem westlichen Hotzenwald sesshaft gemacht hatten, um den Holzreichtum der Gegend auszunützen. Die geschichtliche Vergangenheit der Gemeinde Altenschwand wurde bestimmt durch das Haus Habsburg, das Stift Bad Säckingen, die Deutschordens Herren zu Beuggen und das Kloster St. Blasien, die alle mit Besitz und Rechten vertreten waren. Als im 14. Jahrhundert das Österreichische Herrschaftsgebiet in Einungen aufgeteilt wurde, gehörte Altenschwand zur Einung Rickenbach in der Grafschaft Hauenstein. Mit den in der Einung und Pfarrei Rickenbach ansässigen Eigenleuten des Klosters St. Blasien kam es wegen derer Pflichten öfters zu Auseinandersetzungen mit der klösterlichen Obrigkeit. Diese Streitigkeiten waren der Ursprung für die Anfang des 18. Jahrhunderts einsetzenden sogenannten „Salpetererunruhen“, die über 30 Jahre die Landschaft erschütterten und die Einwohner in zwei Lager spaltete: die Ruhigen und die Unruhigen. Der „ruhige“ Einungsmeister Andreas Thoma von Altenschwand wurde vom Salpetereranführer Johann Thoma von Egg zeitweise terrorisiert. Erst als 1755, auf Befehl von Kaiserin Maria Theresia, die Salpetereranführer mit ihren Familien, unter denen auch Joseph Leber aus Glashütten war, auf Lebenszeit verbannt wurden, gingen die Unruhen zu Ende. Kirchlich gehörte Altenschwand schon immer zu Rickenbach. Am Anfang des 19. Jahrhunderts war das alte Gotteshaus für das über 4.000 Seelen zählende Kirchspiel zu klein geworden. Durch die Josephinischen Reformen (Kaiser Joseph 2.) kamen zum Kirchspiel die Orte Hütten, Egg, Rüttehof, Atdorf und Hottingen dazu. Außerdem hatte die Bevölkerung sehr stark zugenommen. Um 1830 wurde ernsthaft erwogen, in Altenschwand eine Kirche zu bauen und das Kirchspiel zu teilen. Sieben Gemeinden mit rund 2.400 Einwohnern schlossen sich dem Antrag auf Teilung an, der jedoch 1831 von der Kirchensektion des Badischen Innenministeriums abgelehnt wurde. Für eine neue Pfarrei sei keine ausreichende finanzielle Dotation vorhanden, hieß es in der Begründung. Erst zwölf Jahre später wurde mit dem Kirchenneubau in Rickenbach begonnen. Als erste Gemeinde des Kirchspiels baute Altenschwand um 1820 ein eigenes Schulhaus, denn der Ort war um diese Zeit das einwohnerstärkste Dorf des Kirchspiels.1849 zählte man 742 Einwohner, davon 139 Kinder die zur Schule gingen. Lehrer war damals Benedikt Siebold, der den Kindern Lesen und Schreiben beibrachte. Die Bevölkerung lebte in den vergangenen Jahrhunderten noch weitgehend von der Landwirtschaft. Baumwollspinnen und Baumwollweben waren bescheidene Nebeneinnahmen. Missernten in den Jahren zwischen 1816 und 1847 brachten große Not, zumal gleichzeitig die Baumwoll-Heimarbeiten ganz zum Erliegen kamen. Viele suchten ihr Heil in der Auswanderung. Nach 1851 verließen ganze Menschenscharen, darunter auch Einwohner von Altenschwand, den Hotzenwald, um in Nordamerika eine neue Heimat zu suchen. Später brachte die Seidenband- und Seidenstoffweberei für viele ein zusätzliches Einkommen neben der kümmerlichen Landwirtschaft.1906 woben 64 Seidenbandweber an 25 Webstühlen, 1930 waren es nur noch sechs Seidenbandweber. Die Einwohnerzahl sank bis 1939 auf nur noch 346 Personen. 1805 wurde Altenschwand mit dem Hauensteinerland dem Großherzogtum Baden angegliedert, nachdem es über 500 Jahre zu den vorderösterreichischen Landen gehört hatte. Als Vogtei und als Gemeinde blieb Altenschwand bis zum 1. Januar 1973 selbstständig. Im Vorfeld der Gemeindereform schloss sich Altenschwand zusammen mit Hütten freiwillig der Gemeinde Rickenbach an. Im Rahmen des Hotzenwald- Notstandsprogrammes wurde ab 1952 durch den Bau der Wasser- und Stromversorgung und durch den Straßenbau die Infrastruktur wesentlich verbessert. In den 60er Jahren begann eine rege Bautätigkeit, Baugebiete wurden erschlossen und erste Abwasserkanäle angelegt. Mittlerweile ist der Altenschwander Südhang für Neu- und Altbürger eine angenehme und begehrte Wohnlage geworden. Für die Landwirtschaft, die überwiegend im Nebenerwerb betrieben wird, war das beschleunigte Zusammenlegungsverfahren zur Flurbereinigung ein kleiner Hoffnungsschimmer. Doch die von der EU geförderte industrielle Landwirtschaft hat in unserem strukturschwachen Raum zu vielen Hofaufgaben geführt. In Altenschwand gibt es heute noch zwei Vollerwerbslandwirte und eine Handvoll Nebenerwerbslandwirte, oder besser gesagt „Landschaftspfleger“. Genau diese Landschaftspflege ist aber von großer Bedeutung, wenn unser ländlicher Raum Erholungs- und Ferienlandschaft bleiben soll.

Historische Postkarte Altenschwand
Musikfest Altenschwand 1953
Heuernte Altenschwand ca. 1938
Joseph Völkle - Trachtenkapelle Altenschwand